Sexting

Der Begriff Sexting stammt aus dem englischen und ist ein Kompositum, ein Wort, das sich aus zwei Wörtern zusammensetzt: Sex und texting (englisch für „eine SMS senden“)

Unter Sexting verstehen wir im Großen und Ganzen das Versenden und Empfangen von erotischen Nachrichten und Phantasien via Smartphone oder Computer. 

Und damit sind wir direkt bei der Frage, wo Sexting überhaupt beginnt...?! Das kann schon ein sexy Blick sein, ein tiefer Einblick ins Dekolleté oder eine sexuelle Phantasie, die beschrieben wird. Auch Dessous- oder Bikinibilder gehören dazu und es geht bis hin zum expliziten Zeigen von Penis und Vulva in Foto oder Videoform. übrigens: Text- und Sprachnachrichten die „nur“ erotischen Inhalt und heiße Phantasien haben, nennt man dirty talk. 

Die Jugendlichen legen meist großen Wert auf die Inszenierung des Bildes: Wie fällt das Licht? Sieht die Perspektive gut aus? Wie wirkt meine Pose und mein Gesichtsausdruck? Dabei ist immer der Wunsch, dass das Bild beim Empfänger auf Anerkennung stößt. 

Sexting ist übrigens auch in der Welt der Erwachsenen weiter verbreitet, als Du es vielleicht annimmst. Wie wir Sexting bewerten, hängt viel von unserer eigenen Prägung ab und davon, wie unsere eigene Haltung gegenüber Nacktheit, Erotik und Sexualität ausgestaltet ist.

übrigens: Das Wort Sexting ist ein Begriff, der eher durch uns Erwachsene geprägt ist, Jugendliche würden eher so was sagen wie sexy pics, nudes (engl. für Nacktbilder),dickpics (engl. für Penisbilder) oder booty shots (engl. für Po-Bilder).

Eine der größten Gefahren beim Sexting ist, dass die Aufnahmen in die Hände von Personen geraten, ohne dass der*die Abgebildete auf dem Foto davon weiß. 

Das sehen wir auch an den Fällen in den Medien, die über Sexting berichten: Fast immer sind es diejenigen Fälle, bei denen das Ganze außer Kontrolle geraten ist: Bilder, die ohne das Einverständnis der gezeigten Person an Dritte weiter geleitet oder verbreitet wurden, erzwungene Aufnahmen ohne das Einvernehmen aller Beteiligten oder auch getrennte Beziehungen, mit deren Bruch geheime Bilder als Racheakt verbreitet wurden. 

Wir unterscheiden das primäre und das sekundäre Sexting: Primäres Sexting geschieht zwischen zwei beteiligten Personen, die sich freiwillig dafür entscheiden. Sobald die Aufnahmen weitergeleitet werden an Dritte ohne das Einverständnis der Person auf dem Bild, reden wir von sekundärem Sexting, welches übrigens auch strafbar ist.

Sexting kann allerdings auch ganz anders gesehen werden, ohne negative Folgen, nicht als per se schlecht und ganz ohne große Schlagzeilen: Als Teil einer modernen Intimkommunikation. In diesen Kontexten wird Sexting auch als die Form des modernen Liebesbeweises bezeichnet. Wenn Sexting einvernehmlich stattfindet und beide Parteien im Vorfeld drüber gesprochen haben, sich gut kennen, ihre Wünsche und No-Gos genannt haben, das Ganze respektvoll, fair und auf Augenhöhe stattfindet. 

Für Sexting gibt es ganz unterschiedliche Beweggründe: Die einen nutzen es zum Flirten oder zur Beziehungspflege, andere als gegenseitige sexuelle Erregung, wieder andere um Bestätigung zu bekommen, zur Überprüfung des eigenen erotischen Selbstwerts oder um zu schauen „Wie komme ich beim Anderen an?“

Es gibt viele gelungene Versuche, Jugendlichen das sogenannte Safer Sexting näher zu bringen. Hier ein paar Tipps und Hinweise, wie das Ganze gelingen kann.

Tipps für Jugendliche für Safer Sexting:

Als Allererstes möchten wir Dir mitgeben: Es gibt nie absolute Sicherheit! Auch wenn Du meinst, alles dafür getan zu haben, dass Dein Sexting jetzt sicher ist – die Bilder landen auf Servern, die du nicht beeinflussen kannst und auch, was Dein Gegenüber damit macht, kannst du nie 100 prozentig voraus sagen. Kopieren, Screenshots oder Speichern ist immer möglich.

Wenn Du Fotos von dir machst, zeige Dein Gesicht nicht und achte darauf, dass  eindeutige  Körpermerkmalen wie z.B. Muttermale nicht zu sehen sind.

Achte darauf, dass der Hintergrund möglichst nicht zu erkennen ist und das z.B. Dein Zimmer möglichst wenig sichtbar ist.

Frage Dich selber: Vertraue ich meinem Gegenüber? Kenne ich ihn oder sie gut genug? Will ich das wirklich machen oder fühle ich mich bedrängt?

Lass Dich nicht bedrängen! Was sagt Dein Bauchgefühl? Willst Du das wirklich tun? Wenn ja, dann genieß es! Wenn Du lieber Nein sagen möchtest, ist das völlig okay! Lass Dir nicht einreden, dass das eine Art wäre, deine Liebe zu beweisen.

Frage auch Dein Gegenüber: Möchtest Du ein Bild von mir? Oder ist demjenigen*derjenigen unbehaglich dabei? Sexting sollte nur im gegenseitigen Einverständnis stattfinden.

Tipps für Dich als Elternteil:

Häufig werden Sexting-Bilder per Whats App oder Snapchat versandt. Achtung: Ein Bild ist bei Snapchat nicht „automatisch nach wenigen Sekunden weg“, so wie manche Jugendliche vermuten.

Sprich mit Deinem Sohn oder Deiner Tochter darüber, dass das Weiterleiten von Bildern strafbar ist und je nach Alter der Person auf der Aufnahme sogar Besitz von kinderpornographischen Material sein kann. Sag ihm oder ihr, dass er*sie mit einem schlechten Gefühl bei einem Bild sich immer an dich wenden kann.  

Sprich mit Deinem Sohn oder Deiner Tochter über die Plattformen, auf denen er oder Sie sich aufhält: Lass sie Dir erklären, siehe Dein Kind als Expert*in in diesen Netzwerken. Schaut gemeinsam auf Datenschutzeinstellungen und alltägliche Umfangsformen. In diesem Kontext erwähne auch, dass der Gegenüber nicht immer unbedingt der- oder diejenige ist, als der er oder sie sich ausgibt. Das gilt besonders bei Menschen, die Dein Kind nicht aus dem Alltag kennt.

Falls es doch dazu kommt, dass Bilder in die Hände von Dritten geraten oder das Ganze aus dem Ruder läuft, gib Deinem Sohn oder Deiner Tochter nicht das Gefühl, dass er oder sie Schuld daran hat. Dies wird Victim-Blaming genannt und bedeutet, dass dem Betroffenen die Schuld zugeschoben wird. Schuld sind immer nur diejenigen, die die Bilder ungefragt weiter verbreiten.

Es gibt auch Fachberatungsstellen die Dir helfen können, klicke zum Beispiel hier.

Am stärksten sind wir immer zusammen.

Deshalb sind wir für dich da, wenn du Hilfe brauchst, Fragen hast oder dir deine Sorgen von der Seele reden möchtest. Wir beraten dich unabhängig von deinem Nationalität, ethischer Herkunft, Religion, Geschlecht und deiner sexuellen Orientierung. Zu uns kommen Eltern und Kinder mit den unterschiedlichsten Lebensmodellen, ob „klassische“ Familie, Patchworkfamilien, Alleinerziehend, Regenbogenfamilien oder alleinlebende junge Menschen.

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