Cyber-Grooming

Unter Cyber-Grooming verstehen wir die das Anbahnen eines Kontaktes und die Kontaktaufnahme zu Kindern und Jugendlichen im Internet. Der Fachbegriff umfasst unterschiedliche Handlungen im digitalen Raum, die einen sexuellen Missbrauch vorbereiten. Zumeist männliche Täter schreiben Kinder und Jugendliche an, in den meisten Fällen mit dem klaren Ziel, sexuellen Missbrauch zu begehen.

Das Vorgehen der Täter*innen ist sehr strategisch: Auf Plattformen, z.B. in Online-Spielen, bei Instagram, Snapchat oder anderen sozialen Netzwerken nehmen sie Kontakt auf, schreiben die Mädchen und Jungen an und geben sich dabei als jemand anderes aus. Dann gewinnen sie deren Vertrauen in kleinen Schritten, indem sie beispielsweise Komplimente machen, kleine digitale Geschenke senden und so eine Freundschaft vortäuschen. Auch können sie gemeinsame Interessen, z.B. ein gleicher Musikgeschmack oder dasselbe Hobby anführen und bauen so immer mehr Nähe und Vertrauen auf. Die Mädchen und Jungen vertrauen den Täter*innen persönliche Dinge an, geheime Wünsche und Sehnsüchte, aber auch Probleme und Streitigkeiten im Alltag mit Eltern und Freund*innen. Die Täter*innen tun alles, um diese Freundschaft intensiv zu pflegen und spielen ein großes Interesse an dem Kind oder Jugendlichen vor, was diesen wiederum im wahren Leben sehr fehlt. Sie werden zu wichtigen Ansprechpersonen, denen Vertrauen geschenkt wird. Nach und nach Manipulieren sie die Wahrnehmung der Kinder und Jugendlichen und verstricken die Jungen und Mädchen in Abhängigkeiten. So wird beispielsweise schnell über Liebe gesprochen, erste Fragen nach sexuellen Erfahrungen und Phantasien werden gestellt. So wird eine vermeintliche Romantik aufgebaut und erste anzügliche Gespräche beginnen.

Besonders perfide ist, dass sich die Kinder und Jugendlichen zuhause in ihren eigenen vier Wänden vermeintlich sicher und geborgen fühlen. Im eigenen zuhause, im eigenen Zimmer scheint es behütet und sicher. wenn sie im realen Leben auf der Straße angesprochen werden, funktionieren ganz andere Schutzmechanismen – „Sprich nicht mit einem Fremden!“ ist im digitalen Raum sehr schwer einzuschätzen. Daher gilt hier, den Kindern und Jugendlichen immer wieder zu vermitteln, das der gegenüber nicht immer die Person ist, als der er oder sie sich ausgibt. Ein gesundes Misstrauen ist hier besonders wichtig.

Mit der Aufforderung an die Jungen und Mädchen, erotische Bilder zu schicken, entsteht langsam eine Spirale der Abhängigkeiten: Auf erste Bilder folgt Lob und Anerkennung, gepaart mit der Aufforderung noch weitere Bilder oder Videos zu schicken, die noch freizügiger sind, die die Geschlechtsteile zeigen oder gar sexuelle Handlungen wie Selbstbefriedigung. Häufig bekommen die Kinder und Jugendlichen hier ein schlechtes Gefühl, merken, dass sie etwas getan haben, was nicht in Ordnung ist und schämen sich dafür. Sie spüren „das war ein Fehler!“ und bekommen ein schlechtes Gewissen. Der Punkt, an diese Stelle auszustiegen erscheint ihnen allerdings nicht mehr möglich, da der Täter oder die Täterin nun Material besitzt, mit dem er*sie erpressen kann. Sätze wie „Wenn Du mir nicht noch weitere Bilder schickst, sage ich es Deinen Eltern“ oder „Wenn Du mir nicht die anderen Aufnahmen schickst, leite ich die Bilder an Deinen Freundeskreis weiter.“ sorgen für Druck und ziehen die Kinder und Jugendlichen immer weiter in den Sog der Erpressung rein. So sorgen die Täter*innen dafür, dass sich die Jungen  und Mädchen niemanden anvertrauen und behalten die Kontrolle.

Nun gibt es zwei Optionen: Die sexualisierte Gewalt schaukelt sich im digitalen Raum weiter hoch oder die Täter*innen überreden die Kinder und Jugendlichen zu einem Treffen im analogen Raum. Dieses Treffen kann erzwungen werden durch den Besitz des Materials, das die Kinder und Jugendlichen bereits versendet haben. Bei diesen Treffen kann es zu einem sexuellen Übergriff und zu sexualisierter Gewalt kommen.

In einigen Fällen verschweigen die Opfer, was Ihnen passiert ist, da sie wissen, dass es etwas Verbotenes war, was sie getan haben.

Tipps für Jugendliche

Wenn Du jemanden im Internet kennen lernst, frage dich immer, ob derjenige oder diejenige die Person ist, für die er*sie sich ausgibt. Auch, wenn du Fotos bekommst, geh nicht pauschal davon aus, dass es sich wirklich um die Person handelt. Eine gesunde Form von Misstrauen ist immer angebracht.

Wenn Dir ein Fremder bei Instagram, Snapchat und Co. eine Kontaktanfrage schickt, lehne sie ab. 

Wenn Dich jemand bittet, den du erst kurze Zeit kennst, Deine Webcam anzuschalten oder einen Videoanruf zu machen, lehne es ab. 

Wenn ein Gespräch erst nett beginnt und dann in eine Richtung geht, die sich für Dich komisch anfühlt, breche das Gespräch ab. Das gilt auch, wenn Dir dein Chatpartner unangenehme Fragen stellt oder Dich bedrängt.

Verrate niemanden deine Adresse.

Triff Dich nicht alleine mit Leuten, die du nur über das Internet kennst, egal wie toll und aufregend der Ort klingt, den der andere vorschlägt.

Wenn du aufgefordert wirst, Fotos von dir zu verschicken an jemanden, den du grade erst kennen gelernt hast, dann mach es nicht. Du weißt nicht, was er oder sie mit den Bildern anfangen wird. Und denk dran: Was einmal im Netz landet, kann kaum noch gelöscht werden.

Wenn Du ein seltsames Gefühl bei etwas hast, sprich mit Deinen Eltern oder mit Deinen Freundinnen und Freunden darüber. Auch wenn Du dich für etwas schämst, wende Dich an jemanden. Es ist nie zu spät.

Es gibt auch Fachberatungsstellen die dir helfen können, klicke zum Beispiel hier.

Tipps für Dich als Elternteil

Sprich mit Deinem Sohn oder Deiner Tochter über die Risiken des Internets und das Versenden persönlicher Daten und Fotos. Weise darauf hin, dass einmal gesendete Inhalte nur noch schwer zu löschen sind. 

Sprich mit Deinem Sohn oder Deiner Tochter über die Plattformen, auf denen er oder Sie sich aufhält: Lass sie Dir erklären, siehe Dein Kind als Expert*in in diesen Netzwerken. Schaut gemeinsam auf Datenschutzeinstellungen und alltägliche Umfangsformen. In diesem Kontext erwähne auch, dass der Gegenüber nicht immer unbedingt der- oder diejenige ist, als der er oder sie sich ausgibt. Das gilt besonders bei Menschen, die Dein Kind nicht aus dem Alltag kennt. Deine Haltung hier sollte sein: Ein gesundes Misstrauen ist in der digitalen Welt wichtig.

Sprich über das Thema Cyber-Grooming mit deinem Kind. Schaut euch z.B. gemeinsam erklärende Clips an zum Thema und sprecht darüber, was diese Videos in euch auslösen. Wenn Du für etwas Worte findest, dann bist Du sprachfähig und Dein Kind auch. So nimmst Du dem Thema das Tabu.

Biete Dich als Vertrauensperson an, zu der Dein Sohn oder Deine Tochter immer kommen kann, auch wenn er oder sie ein ungutes Gefühl hat oder sich für etwas schämt.

Wichtig zu wissen ist auch, dass Handlungen als Vorbereitung zu sexuellem Kindesmissbrauch strafbar sind, auch wenn sie bspw. in einem Chatroom erfolgen. 

Falls es doch dazu kommt, dass Dein Kind Opfer von Cyber-Grooming wird, gib Deinem Sohn oder Deiner Tochter nicht das Gefühl, dass er oder sie Schuld daran hat. Dies wird Victim-Blaming genannt und bedeutet, dass dem Betroffenen die Schuld zugeschoben wird. Schuld sind immer nur diejenigen, die die Kontakte anbahnen und das Cyber-Grooming beginnen.

Es gibt auch Fachberatungsstellen die Dir helfen können, klicke zum Beispiel hier.

Am stärksten sind wir immer zusammen.

Deshalb sind wir für dich da, wenn du Hilfe brauchst, Fragen hast oder dir deine Sorgen von der Seele reden möchtest. Wir beraten dich unabhängig von deinem Nationalität, ethischer Herkunft, Religion, Geschlecht und deiner sexuellen Orientierung. Zu uns kommen Eltern und Kinder mit den unterschiedlichsten Lebensmodellen, ob „klassische“ Familie, Patchworkfamilien, Alleinerziehend, Regenbogenfamilien oder alleinlebende junge Menschen.

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